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Channel: Gunnar Geller
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Mehr oder weniger unverbesserlich

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Die zweite Brille auf meiner Nase für den stereoskopischen Firlefanz war bei Betrachtung beider Filme nötig, die noch weitere Gemeinsamkeiten haben, handelt es sich doch jeweils um die erste Fortsetzung bekannter amerikanischer Animationsfilme: „Die Monster Uni“, ein Prequel von „Die Monster AG“ und „Ich – einfach unverbesserlich 2“.

Pixars ursprünglicher Monsterfilm hat mir seinerzeit zugesagt, mich erfreute die originelle Konstruktion der zwei parallelen Welten, der Monster- und der Menschenwelt, in deren Kinderzimmer die Monster sich organisiert einschleichen, die Idee, dass die Schreie erschreckter Kinder als Energiequelle dienen, der Dreh, dass die professionellen „Schrecker“ selbst große Angst vor ihren vermeintlich höchst giftigen Opfern haben, all die innerlich wie äußerlich gelungen gestalteten Monstercharaktere wie die eigentliche Handlung, die dadurch ins Rollen gebracht wird, dass eines der gefürchteten Kinder versehentlich die Welten wechselt. Das Tempo ist hoch und die Mischung aus Komik (schätzungsweise 60%), Action (ich sage mal 35%) und Sentimentalität (5%) stimmt.

Dagegen sieht der neue Monster-Uni-Film, der davon erzählt, wie die beiden monströsen Protagonisten es zu „Schreckern“ gebracht haben gar nicht gut aus. Die wunderbare Parallelweltkonstruktion bleibt weitgehend ungenutzt, stattdessen wird eine lahme „Du-kannst-es-schaffen-Geschichte“ erzählt, inklusive doofen Appellen an Teamgeist und Fairness und Beschwörung von Freundschaft und zwar fast genauso so wenig komisch und mindestens genauso um Identifikation buhlend wie all die Realfilme von „Rocky“ bis „Billy Elliott“. Randy Newmans Score steuert plump die Emotionen, ob getragen oder hymnisch, immer wird die passende Musiksoße drüber gekippt und die kleinen Gags am Rande ersaufen jämmerlich. Gelacht habe ich dennoch, einmal jedenfalls, als nämlich eine der Nebenfiguren, in einem Wettkampf ins Taumeln geratend, den Mitstreitern ermutigend zuruft: „Mir geht’s bestens, das ist nur ein kleiner Herzinfarkt“.

Kaum wieder herausgekommen aus dem Lachen bin ich dagegen in der Fortsetzung von „Ich – einfach unverbesserlich“. Erwartet hatte ich das nicht, denn die Hauptfigur Gru hat im ersten Film alles Schurkische, immerhin Hauptquell der Komik, aufgeben müssen auf dem Weg zum großen, versöhnlichen Happy End.

Dem Autorenduo Cinco Paul und Ken Daurio ist es aber gelungen, die Handlung scheinbar mühelos aus der erzählerischen Sackgasse zu manövrieren. Die Hauptelemente sind ein Superbösewicht von Goldfingerformat, dem Gru eher widerwillig im Auftrag einer Anti-Verbrechens-Liga das Handwerk legen soll, eine quirlige, aber höchst kompetente Geheimagentin, die Gru erst kidnappt und ihm dann als Partnerin zur Seite gestellt wird und die unvermeidliche Romanze, die sich aus der Kombination ergibt. Die drei Adoptivkinder aus dem ersten Film müssen auch noch untergebracht werden und so ganz nahtlos wird kein großes Ganzes draus. Das fällt allerdings überhaupt nicht auf, da eine verblüffend hohe Pointendichte und ein enormes Tempo kaum Zeit zum Atemholen, geschweige denn Nachdenken lassen. Erfreulicherweise werden auch die unbegrenzten Möglichkeiten des Animationsfilms hier wieder einmal mehr genutzt, etwa beim Transport einer bewusstlosen Blondine, die dabei in genau kalkulierten Steigerungen weit schlimmer geschunden wird, als das im Realfilm möglich wäre. Es geht überhaupt erfreulich brutal zu, nicht zuletzt dank Grus unzähligen bohnenartigen kleinen Helfern, Minions genannt, die in ihrer kindlichen Verspieltheit, Bösartigkeit und voller Experimentierfreude für eine Fülle visueller Gags sorgen. Ausufernder Slapstick, Screwball-Romantik, parodistische James-Bond-Action und immer stimmt das Timing: Was will ich mehr?


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